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Ringgrabenkollektor: Erdwärme zum Preis einer Luftwärmepumpe

So günstig war die Installation einer Erdwärmepumpe noch nie! Der Ringgrabenkollektor macht’s möglich. Interview mit Arne Komposch.

Ein Bagger verlegt in einem Garten Rohre für eine Wärmepumpen-Heizung.

Wärmepumpen-Spezialist Arne Komposch im Interview über Erdwärme und den Ringgrabenkollektor.

Unsicher, ob eine Wärmepumpe das Richtige für Sie ist?

Sie gelten als einer der Erfinder des Ringgrabenkollektors. Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Arne Komposch: Erfinder klingt hochgestochen. Ich war einer von vier Tüftlern und Bauherrn, die vor bald 20 Jahren bei der Sanierung eine Wärmepumpe einsetzten. Damals wurde Erdwärme mit Flächenkollektor zum Nischenprodukt, weil die Grundstücke kleiner wurden und immer mehr Leute einen Pool haben wollten. Unser Ansatz war simpel: Wir verlegen das Rohr nicht zentral im Rechteck, sondern in einem ringförmigen Graben an der Grundstücksgrenze. Dazu verwenden wir weniger, aber dafür längere Rohre als beim Flächenkollektor.

Wärmepumpenspezialist Arne Komposch hält einen Vortrag über Ringgrabenkollektoren und Erdwärmepumpen.

Arne Komposch gilt als DER Wärmepumpenspezialist im deutschsprachigen Raum. Foto:© wp-plus

Warum baut man den Ringgrabenkollektor an der Grundstücksgrenze?

Arne Komposch: Das Haus darf normalerweise nicht direkt an der Grundgrenze stehen, außer in der Stadt bei gekoppelter Bauweise. Auch den Pool wird man nicht ganz am Rand platzieren. Normalerweise steht da ein Zaun oder eine Hecke. Das heißt, es ist ein Streifen, den ich sowieso nicht direkt nutze. Darum passt es wunderbar, dort eine Erdwärmequelle zu haben. Man kann den Graben aber natürlich auch anderswo am Grundstück verlegen.

Für das Ausheben des Grabens und die Rohrverlegung haben Sie eine ganz neue Methode entwickelt.

Arne Komposch: Wenn man gräbt, ist es schlau, den Graben genauso breit zu planen, wie die Baggerschaufel breit ist, sprich 1,80 Meter. Dann geht das Graben schnell in einem Zug. Damit die Verlegung noch effizienter funktioniert, lassen wir das Rohr eigens mit 1,80 Durchmesser aufwickeln, also 50 Prozent größer als das Standard-Industrierohr. Dadurch kann man beim Verlegen einfach Schleife für Schleife fallen lassen.

Welche Vorteile hat der Ringgrabenkollektor im Vergleich zu einer Tiefensonde?

Arne Komposch: Die Erdsonde ist sehr viel kostspieliger als ein Ringgrabenkollektor.

Welche Vorteile hat der Ringgrabenkollektor gegenüber dem Flächenkollektor?

Arne Komposch: Ein Flächenkollektor sieht aus wie eine Fußbodenheizung im Garten. Die vielen Kreise brauchen viel Platz, das warme Rohr liegt neben dem kalten Rohr. Dadurch gelangt nicht die gesamte dem Boden entzogene Wärme zur Wärmepumpe.

Im Ringraben gibt es links und rechts des Grabens jede Menge ungestörtes Erdreich, das Energie abgeben kann. Durch die wenigen, aber sehr langen Kreise des Ringgrabenkollektors brauchen wir auch keinen Verteilerschacht und Verteilerbalken, was die Kosten senkt.

Der größte Vorteil ist aber sicher: Ich kann den Ringgrabenkollektor sehr flexibel hinlegen, wo ich will. Wenn Bäume oder ein Pool da sind, kann ich einfach drumherum fahren.

Wann kommt ein Ringgrabenkollektor nicht in Frage?

Arne Komposch: Ein Knock-out- Kriterium ist, wenn das Haus auf einem Felsen steht. Auch ein extrem schottriger Boden ist grenzwertig, zum Beispiel in der Nähe eines Flusses.

Sie haben über 2500 Ringgrabenkollektor-Projekte realisiert. Ein Highlight?

Arne Komposch: Die bisher wohl spektakulärste Anlage war am Vierwaldstättersee in der Schweiz. Wir sollten für die Talstation der ältesten elektrischen Standseilbahn eine Erdwärmequelle planen. Eine passende Fläche zu finden war schwierig. Aber als wir gehört haben, dass die Gleise teilweise neu gebettet werden, haben wir uns mit der Erdwärme einfach unter die Schienen gelegt.

Spannend war auch die Sanierung eines kleinen Zweifamilienhauses, in dem Mutter und Tochter wohnen. Der Platz im Garten war so klein, dass wir mit dem Ringgrabenkollektor nur die Hälfte des Bedarfs geschafft hätten. Was also tun? Schließlich haben wir uns dafür entschieden, am warmen Ende des Kollektors eine 80 Meter Tiefenbohrung zu setzen und haben beides direkt seriell zu einer Erdwärme-Quelle verbunden, die zur Hälfte Kollektor, zur Hälfte Bohrung ist. Aus der Not ist inzwischen eine reguläre Lösung geworden, die wir immer wieder einmal einsetzen.

Wie gut eignet sich eine Erdwärmepumpe mit Ringgrabenkollektor für Sanierungen?

Arne Komposch: Vor zehn Jahren dachten wir, einen Erdwärmepumpekollektor zu installieren sei ein reines Neubauthema. Mittlerweile sind etwa 40 Prozent unserer Projekte Sanierungen.

Warum wird Erdwärme für Sanierungen immer beliebter?

Arne Komposch: Weil der Umstellungsbedarf so groß ist. Und Erdwärme tut sich mit Heizkörpern leichterals Luftwärme. In 70 bis 80 Prozent aller Bestandsbauten kann man ohne Anpassungen eine Wärmepumpe einbauen. Bei den anderen muss ich an der Gebäudehülle etwas machen oder an der Wärmeabgabe, zum Beispiel größere Heizkörper einbauen. Ein Installateur-Kollege von mir fragt die Leute immer: Könnt ihr im Winter eure Heizkörper angreifen oder sind sie zu heiß? Das klingt banal, ist aber ein guter erster Test, ob das Gebäude Wärmepumpen-tauglich ist.

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